75 Jahre ist es her, dass für unseren Frederic d’ Ard in Bukarest zum ersten Mal die Sonne aufging. Dieses Ereignis muss bei ihm einen so starken Eindruck hinterlassen haben, dass der Einfluss bis auf den heutigen Tag zu spüren ist. Nur so kann seine Vorliebe für alles, was mit Sonne, Licht und rundlichen Formen zu tun hat, erklärt werden. Um diese Empfindungen auch darzustellen, konnte es für ihn von Jugend an nur ein Berufsziel geben, das des bildenden Künstlers. So studierte er noch in Rumänien Kunst, hatte dann in den sozialistischen Bruderstaaten zahlreiche Ausstellungen und übersiedelte 1980 in die Bundesrepublik. Da gelang es ihm mit viel Elan an seine frühere Tätigkeit anzuknüpfen. Jetzt, zu seinem 75. Geburtstag, kann er mit Wohlgefallen zurückblicken und sein langjähriges Schaffen mit einer Ausstellung in unserer Galerie feiern.
Die Sonne scheint offensichtlich noch immer in sein Gemüt. Man sieht es zuerst an den 12 großformatigen Sonnenbildern, die er, offensichtlich für jeden Monat eines, an zwei Wände gehängt hat. Sie bescheinen die zahlreichen Plastiken und Skulpturen, die d’ Ard in der Tiefe des Raumes aufgestellt hat. Aber was ist das? Wohin der Blick auch fällt, man schaut auf überwiegend weiblich runde Formen. Man sieht da einige Frauentorsi von denen einer gleich ins Auge sticht: er stellt ein übergroßes, womöglich sogar schwangeres Weib mit vollen und gefährlich spitzen Brüsten dar, die wie Pfeile auf das Gegenüber zielen. Da war ein Demiurg und Materialbeherrscher am Werk, der die Plastik ganz aus Naturmaterial wie Ton und Gips geformt und schließlich mit bunter Farbe zum Leben erweckt hat. Die ganze tellurische Kraft des Weibes kommt hier zum Vorschein. Ähnliches hatte wohl auch der unbekannte Künstler im Sinn, der in der Steinzeit die berühmte Venus von Willendorf schuf.
In unmittelbare Nachbarschaft dazu hat d’Ard als Gegenpol eine Frauenskulptur aus belgischem Marmor aufgestellt. Das auf Hochglanz polierte Gestein ist von feinen weißen Kristalladern durchzogen, sonst ist es kohlrabenschwarz. Natürlicher Kohlenstoff hat den Marmor schwarz durchgefärbt. Will uns etwa der Meister mit dieser Materialauswahl verkohlen? Weit gefehlt!
Auf unserem Planeten ist der Kohlenstoff der Ursprung allen Lebens. Er verändert sein Aussehen, geht Verbindungen mit anderen Elementen ein und ermöglicht die ungehemmte Fortpflanzung der Organismen. Mit der Verwendung dieses Materials erweist der Meister allem Lebendigen seinen tief empfundenen Respekt und mit der Weiterverarbeitung zum weiblichen Torso zeigt er seine Bewunderung für die Krönung menschlichen Lebens: der Frau.
Noch immer steht er täglich im Atelier, legt selber Hand an und versucht sich an Neuem, wie zum Beispiel an den von Picasso inspirierten Kleinplastiken.
Da darf man durchaus neugierig sein, was er in zehn Jahren, beim nächsten Jubiläum, in unserer Galerie zum Besten geben wird. Die Damen werden auf alle Fälle begeistert sein.